Ergonomie in der Buchbinderei und Papierverarbeitung
An fast allen Arbeitsplätzen in der Papierverarbeitung und Buchbinderei gehört das Bewegen von Papierstapeln per Hand zum Alltag. Sei es beim Einlegen in den Sammelhefter oder beim Palettieren nach dem Klebebinden - häufig werden die Stapel mit der Hand eingelegt und auch wieder abgenommen.
In der Papierverarbeitung und der Buchbinderei werden häufig Lasten unter ungünstigen Randbedingungen bewegt. Besonders wichtig ist deshalb das rückengerechte Verhalten am Arbeitsplatz. Beim Heben bzw. Absetzen ist auf eine belastungsarme Ausführung zu achten (Vermeiden von Rundrücken bzw. Hohlkreuz, besonders aber auch von Verdrehungen der Wirbelsäule).
Auf eine belastungsarme Ausführung während des Absetzens bzw. Bückens sollte ebenfalls geachtet werden.
Besonders beim Heben von schweren Lasten sollte Folgendes berücksichtigt werden:
- Möglichst nah und frontal zum Gegenstand stehen
- Füße mindestens hüftbreit aufsetzen
- Auf vollständigen Fuß-Boden-Kontakt achten
- Bauchmuskeln anspannen, jedoch nicht die Luft anhalten
- Aus den Beinen heben (Beine beugen; nicht in die tiefe Hocke gehen)
- Rücken während des Arbeitsvorgangs gerade halten
- Last nicht ruckartig bewegen
- Verdrehungen der Wirbelsäule vermeiden
Da die Beanspruchung der Wirbelsäule von einer Vielzahl von Einflussfaktoren abhängt, kann die Frage nach den zulässigen Lastgewichten nur schwer beantwortet werden.
Zur Beurteilung des Gesundheitsrisikos an Anlege- und Abstapelarbeitsplätzen hat sich die Leitmerkmalmethode bewährt. Mit ihr lässt sich ermitteln, ob technische Hilfen zur Verfügung gestellt werden müssen.
Wenn die Einzellastgewichte größer sind als in der Tabelle angegeben, sind Hilfsmittel erforderlich.
Art der Lasthandhabung | Frauen | Männer | ||
5-10 kg | 10-15 kg | 10-15 kg | 15-20 kg | |
Häufigkeit pro Arbeitstag | ||||
Heben | 100 | 50 | 100 | 50 |
Halten, Tragen (ab 5 s Dauer) | 60 | 30 | 60 | 30 |
Aber auch monotone Dauerbelastungen, wie sie an einem Steharbeitsplatz auftreten, können auf die Gesundheit negative Auswirkungen haben.
Ausschließlich stehende Tätigkeit hat zur Folge, dass der gesamte Bewegungsapparat, d. h. Knochen, Gelenke und Muskeln, besonders im Bereich Rücken, Becken, Beine und Füße, stark beansprucht wird. Langes Stehen führt auf Dauer dazu, dass die Muskulatur schneller verkrampft und ermüdet. So fällt es der Muskulatur zunehmend schwerer, die Wirbelsäule aufrecht, d. h. im Lot, zu halten. Fehlhaltungen können die Folge sein.
Einseitige körperliche Belastungen in Stehberufen können durch Arbeitswechsel bzw. Mischarbeitsplätze verhindert werden. Außerdem ist es wichtig, an Steharbeitsplätzen für wechselnde Positionen und gezielte Entlastungshaltungen für Rücken und Beine zu sorgen.
Empfehlenswert sind Sicherheitsschuhe mit besonders dämpfender Sohle und Bodenmatten mit Trittdämpfung.
Tipps:
- Hebe- und Stapelhilfen einsetzen, um Lasten nicht aus Bodennähe heben zu müssen.
- Das Material bzw. die Paletten möglichst so aufstellen, dass lange Tragewege sowie Drehbewegungen des Oberkörpers beim Heben vermieden werden.
- Eine Hebetechnik wählen, die reines Heben aus dem Rücken vermeidet und die Kraft der Beine beim Heben der Lasten nutzt.
- Stehhilfen für Entlastung benutzen. Zusätzlich sollten Sitzgelegenheiten in der Nähe des Arbeitsplatzes zur Verfügung stehen, damit kurze Entspannungspausen möglich sind.
- Mit aufrechtem Oberkörper arbeiten: Die Arbeitshöhe an die individuelle Körpergröße anpassen, z. B. durch den Einsatz von höhenverstellbaren Arbeitsflächen oder die Nutzung von Aufbauten.
- Trittdämpfende Bodenmatten an den stationären Steharbeitsplätzen nutzen oder Sicherheitsschuhe mit besonders dämpfender Sohle tragen. Dadurch kann die Belastung für die Wirbelsäule und die sie umgebende Muskulatur spürbar reduziert werden.
- Mit Mitarbeitern über die spezifischen Schwierigkeiten am Arbeitsplatz und Verbesserungsmöglichkeiten sprechen.
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