Innerbetrieblicher Transport in der Wellpappe- und der Verpackungsherstellung

Die Unfälle, die im Zusammenhang mit Transporttätigkeiten, wie Bewegen von Lasten, Umgang mit Material usw. stehen, haben im Gegensatz zu den Maschinenunfällen zugenommen.

In der Wellpappenbranche werden z.B. sehr gerne Transferwagen eingesetzt, um viel Material schnell und zum Teil über große Entfernungen zu transportieren oder um Material  innerhalb mehrerer Produktionslinien umzusetzen. Diese Transferwagen werden meist nicht von Personen gesteuert, sie fahren vollautomatisch. An den Materialübergabestellen  entstehen zwangsläufig Gefahrstellen und für Fußgänger ist die Sicht auf den Transferwagen häufig durch Material  auf den Stetigförderern  versperrt. Aufgrund des hohen Verletzungsrisikos  werden gerade im Automatikbetrieb der Transferwagen hohe Anforderungen an die Sicherheitstechnik  gestellt.
Bei der Wellpappenherstellung ist es in den wenigsten Fällen möglich, die Bereiche, in denen die Transferwagen verkehren, durch großflächige Schutzumzäunungen ab- zusichern. Ziel ist es daher, durch Einzelmaßnahmen  die Sicherheit der Beschäftigten deutlich zu verbessern.

Verkehrswege

Anders als bei stationären Maschinen, die durch trennende Schutzeinrichtungen abgesichert werden können, ist es beim Transport nicht immer möglich, den Mitarbeiter von der gefahrbringenden Bewegung, z. B. von Transferwagen, zu trennen. Wo es jedoch möglich ist, sollten Wege für den Fußgängerverkehr durch bauliche Maßnahmen vom übrigen kraftbetriebenen Verkehr im Betrieb (Gabelstapler, Transferwagen) getrennt werden. Die vorgesehenen Wege müssen, damit sie von allen als solche wahrgenommen werden, farblich gekennzeichnet werden.

Transferwagen

Der Absicherung und dem täglichen Umgang mit Transferwagen sollte man besondere Aufmerksamkeit widmen. Es muss sichergestellt sein, dass die Absicherung der Vorwärtsbewegung durch Laserscanner oder Bumper immer funktionsfähig ist. An den Übergabestellen von und zu den Stetigförderern  müssen die Eckpunkte durch zusätzliche Fußabweiser gesichert sein.

Praxisbewährte  Einzelmaßnahmen sind in den »Gestaltungsregeln für den Einsatz von Transferwagen in der Wellpappenindustrie« (DGUV Information 203-029) beschrieben.

Auch wenn die sicherheitstechnischen Lösungen eingehalten werden, die in den Gestaltungsregeln für den Einsatz von Transferwagen in der Wellpappenindustrie dokumentiert sind, bleiben Restgefährdungen, die nicht durch technische Maßnahmen beseitigt werden können.
Die Beschäftigten  müssen über diese Restgefährdungen informiert werden. Grundlage dafür ist die vom Hersteller mitgelieferte Betriebsanleitung. Anhand dieser Betriebsanleitung muss eine Betriebsanweisung erstellt werden, mit der die Beschäftigten über den Umgang mit dem Transfer- wagen und insbesondere dem Personenschutzsystem informiert werden. Die Beschäftigten  müssen vor Beginn der Tätigkeit und danach mindestens einmal jährlich unterwiesen werden.

Die Zuverlässigkeit eines eingesetzten Personenschutzsystems mit Laserscanner muss regelmäßig in kurzen Zeitabständen geprüft werden. Die Prüfung sollte mindestens halbjährlich  erfolgen und alle sicherheitsrelevanten  Teile des Schutzsystems am Transferwagen mit einbeziehen. Dabei muss insbesondere der Anhalteweg unter ungünstigsten Randbedingungen bei maximaler Geschwindigkeit und maximaler Beladung des Transferwagens ermittelt und dokumentiert werden.

Stetigförderer

Zum Transportieren der Wellpappenstapel, z.B. von der Wellpappenerzeugungsanlage zum Transferwagen, werden meistens Rollenbahnen oder Kunststoffkettenbandförderer eingesetzt. Problematisch kann es sein, wenn die Mitarbeiter diese Fördereinrichtungen  überqueren müssen. Insbesondere das Überqueren von Rollenbahnen stellt ein Unfallschwerpunkt da.

Hier gilt es, sichere Übergänge für das Begehen und Überqueren der Rollen an allen für den Arbeitsablauf erforderlichen Stellen vorzusehen und durch deutliche Kennzeichnung (farbliche Markierungen) anzuzeigen. Übergangsstellen können z.B. durch Ausfüllen der Zwischenräume zwischen den Rollen hergestellt werden. Dabei ist folgendes zu beachten:

  • Auftrittsflächen zwischen den Rollen sollten mindestens 10 cm breit und 0,5 m lang sein;
  • Der Belag muss rutschhemmend sein;


Vorteile bieten hier die neuartigen modularen Kunststoffkettenbandförderer. Diese Transportbänder bilden eine ebene Fläche ohne Einzug- und Quetschstellen und ermöglichen den Beschäftigten einen sicheren Stand. Weiterer Vorteil ist, dass auch hohe und schmale Wellpappenstapel sicher befördert werden können, ohne dass diese Stapel umkippen oder die Wellpappenstapel verrutschen.

Für alle Fördereinrichtungen gilt, dass die Antriebselemente, z.B. Ketten, Zahnräder, Keilriemen, Antriebsrollen, nicht erreichbar sein dürfen oder gegen Eingriff gesichert sein müssen. Auch Bereiche zwischen angetriebenen Tragrollen bzw. Transportbändern und feststehenden Maschinenteilen können eine Einzugsgefahr darstellen, die beispielsweise durch geeignete Füllstücke gesichert sein müssen.

Häufig bei der Planung der Transportsysteme unterschätzt sind mögliche Gefährdungen, die sich durch das bewegte Stückgut (z.B. schwere Wellpappenstapel, Paletten) ergeben können. Gefahrstellen zwischen dem Stückgut und festen Teilen der Förderanlage oder der Umgebung im Arbeits- und Verkehrsbereich müssen durch Einhaltung der Mindestabstände nach DIN EN 349 vermieden werden. Bei Quetschgefahr für den Armbereich bedeutet das gemäß dieser Norm ein Abstand von mindestens 120 mm, bei Gefahr für den Körper allerdings mindestens 500 mm einzuhalten ist. Alternativ können diese Bereiche auch durch trennende Schutzeinrichtungen
gesichert werden.

PSA

Unbestritten ist, dass Sicherheitsschuhe Unfälle nicht verhindern können, aber sie können die Verletzungsschwere mindern.
Der Umgang mit schweren Lasten, wie z. B. Papierrollen oder Paletten und auch deren Transport mit Handhubwagen, Mitgängerflurförderzeugen und Gabelstaplern stellen eine erhebliche Gefährdung dar. Am stärksten sind hier die Füße betroffen. Die Erfahrung zeigt, dass immer wieder schwere Unfallfolgen in Wellpappenbetrieben auf ungeeignetes Schuhwerk zurückzuführen sind.

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