Elektrische Gefährdungen
Auswirkungen von Stromunfällen sind im Allgemeinen schwerwiegender als der Durchschnitt aller Arbeitsunfälle. Der Anteil tödlicher Stromunfälle, bezogen auf die meldepflichtigen Stromunfälle, liegt etwa 20-mal höher als der Anteil tödlicher Arbeitsunfälle an allen meldepflichtigen Arbeitsunfällen. Daher ist es wichtig, Stromunfällen mit technischen, organisatorischen und personenbezogenen Maßnahmen gezielt vorzubeugen.
Elektrische Gefährdungen können grundsätzlich von allen stromführenden Leitungen und elektrischen Anlagenteilen wie zum Beispiel Schalt- und Zähleranlagen ausgehen. Diese Gefährdungen sind jeweils in der vom Unternehmer zu erstellenden Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen und entsprechende Schutzmaßnahmen festzulegen.
Die elektrischen Primärgefährdungen sind die Körperdurchströmung und Gefährdungen durch Störlichtbögen. Im letztgenannten Fall führen die damit verbundene thermische Strahlung oder der Kontakt mit heißen Stoffen zu Schädigungen.
Werden unter Spannung stehende Teile von elektrischen Anlagen direkt berührt oder wird der erforderliche Schutzabstand unterschritten, kann es zu einem gefährlichen Stromfluss durch den menschlichen Körper kommen. Bereits eine Annäherung kann ausreichen, so dass es zu einem Überschlag kommt und Strom durch den menschlichen Körper fließt. Dieser Stromfluss kann die inneren Organe und deren Funktionstüchtigkeit schädigen. Beispielsweise kann eine Körperdurchströmung die körpereigenen Muskelsteuerungen, die Tätigkeit des Herzens und die Atmung außer Kraft setzen. Das Ausmaß der Schädigung wird durch die Stromstärke, die Dauer der Durchströmung, den Stromweg im Körper und die Frequenz des Stroms bestimmt.
Ein Störlichtbogen ist ein technisch unerwünscht auftretender Lichtbogen zwischen elektrischen Anlagenteilen. Ein Lichtbogen ist eine Gasentladung zwischen zwei Elektroden. Er entsteht bei ausreichend hoher elektrischer Spannung und Stromdichte durch (Teil-) Ionisation der im Gas enthaltenen Atome oder Moleküle (Plasmabildung). Die im Plasma enthaltenen freien Ladungsträger führen zu einer hohen elektrischen Leitfähigkeit des Gases. Durch die große elektrische Leistung und hohe Temperatur des Lichtbogens kommt es zu einer starken Lichtwirkung verbunden mit einer kräftigen Druckwelle mit lautem Knall. Brennbare Gegenstände in unmittelbarer Umgebung können Feuer fangen und große Schäden angerichtet werden.
Von einer erhöhten elektrischen Gefährdung spricht man in Bereichen mit begrenzter Bewegungsfreiheit, zum Beispiel aufgrund räumlicher Enge oder arbeitsbedingter Zwangshaltung sowie in leitfähiger, zum Beispiel feuchter Umgebung.
Für Arbeiten an elektrischen Anlagen gilt generell die DGUV Vorschrift 3 "Unfallverhütungsvorschrift Elektrische Anlagen und Betriebsmittel" (bisher: BGV A3). Grundsätzlich werden für Arbeiten an elektrischen Anlagen drei Arbeitsmethoden unterschieden:
- Arbeiten im spannungsfreien Zustand
- Arbeiten in der Nähe unter Spannung stehender Teile
- Arbeiten unter Spannung (siehe auch DGUV Regel 103‑011 "Arbeiten unter Spannung an elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln" (bisher: BGR A3)).
Diese drei Arbeitsmethoden werden in der DGUV Information 203‑001 "Sicherheit bei Arbeiten an elektrischen Anlagen" (bisher: BGI 519) ausführlich betrachtet.
Die BG ETEM stellt Checklisten zur Verfügung, mit denen spezifisch für das jeweilige Arbeitsgebiet die richtige Anwendung der fünf Sicherheitsregeln überprüft werden kann.
Checklisten Energieversorgungsunternehmen - die fünf Sicherheitsregeln
- Webcode: 17147027
Diesen Beitrag teilen