Unfallbeispiele

1. Freischalten
Ein Elektrohandwerksbetrieb hatte den Arbeitsauftrag, einen defekten Lichtschalter in einem Privathaushalt auszutauschen. Mit den Arbeiten wurden ein Elektromonteur und ein Auszubildender beauftragt.

Nachdem der Kunde den beiden Mitarbeitern des Elektrohandwerksbetriebs die Lage des defekten Lichtschalters gezeigt hatte, bemerkte der Elektromonteur, dass der erforderliche neue Lichtschalter noch im Servicefahrzeug lag. Der Monteur ging daraufhin zurück zum Fahrzeug, um den Schalter zu holen. Ohne auf die Rückkehr des Monteurs zu warten, begann der Auszubildende sofort mit der Demontage des defekten Lichtschalters. Er schaltete den Lampenstromkreis nicht frei und stellte auch die Spannungsfreiheit nicht fest. Beim Herausziehen der zweiten Ader aus dem Schalter berührte der Auszubildende die bereits herausgezogene spannungsführende Ader mit dem Handrücken und erlitt dabei eine Körperdurchströmung.

Der Auszubildende wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte eine Hautrötung an der linken Hand feststellten und eine EKG-Überwachung veranlassten.

2. Gegen Wiedereinschalten sichern
Zwei Monteure mit langjährigen Betriebserfahrungen sollten auf einem privaten Grundstück den Hausanschlusskasten austauschen. Mit dem Auftrag wurde auch das Arbeitsverfahren "Arbeiten unter Spannung (AuS)" festgelegt. Beide Monteure hatten die dazu erforderliche Zusatzausbildung zum "AuS". Die notwendige persönliche Schutzausrüstung stand auch zur Verfügung.

Entsprechend der Arbeitsanweisung des Netzbetriebes sollten zuerst in der Absicherung der Zuleitung Arbeitssicherungen eingesetzt werden, damit im Falle eines Kurzschlusses nur eine sehr kurze Zeit bis zur Abschaltung des Systems vergeht. Diese Sicherheitsmaßnahme wurde von den Monteuren - wahrscheinlich aus Zeitgründen - nicht durchgeführt. Die Monteure öffneten den Hausanschlusskasten und schraubten die Schmelzsicherungen heraus. Um das Zuleitungskabel für die Montage unter Spannung freizulegen, wollte einer der Monteure das Schutzrohr mit einem Hammer zerschlagen. Dabei kam es zu Erschütterungen an dem darüber befindlichen Anschlusskasten. Unbeabsichtigt führten diese Stöße letztlich zu einem plötzlichen Kurzschluss im Anschlusskasten. Der seitlich stehende Monteur erlitt dabei Verbrennungen an der linken Gesichtshälfte. Sein Kollege alarmierte sofort den Rettungsdienst, der den verletzten Monteur in eine Klinik brachte.

3. Spannungsfreiheit feststellen
In einem Gebäude sollte in einem Treppenhaus eine Wandleuchte demontiert werden. Zur Durchführung der Arbeit standen dem Elektroinstallateur seine Werkzeugtasche, eine Leiter und ein Spannungsprüfer zur Verfügung.

Nach dem der Monteur beim Kunden eingetroffen war, schaltete er den Stromkreis nicht am Leitungsschutzschalter aus. Er stellte die Spannungsfreiheit an einem Tastschalter im Treppenhaus mit dem Spannungsprüfer fest. Im Anschluss daran stellte er die Leiter auf den Treppenabsatz und begann mit der Demontage des Leuchtengehäuses. Dabei löste sich eine Ader aus der Klemme und berührte die Hand des Monteurs. Da diese Ader spannungsführend war, erlitt er eine Körperdurchströmung. Durch die Schreckreaktion fiel er von der Leiter und stürzte die Treppe hinunter. Der Kunde alarmierte den Rettungsdienst. Im Krankenhaus wurde ein Armbruch festgestellt. Der Monteur war mehrere Wochen arbeitsunfähig.

4. Erden und kurzschließen
Beim Ablassen einer Kette löste sich die Primärerde von der Schlaufe. Der sich zu diesem Zeitpunkt neben der Schlaufe in einer Hubarbeitsbühne befindliche Mitarbeiter bemerkte das Lösen der Primärerde und wollte daraufhin seinen Arbeitskollegen signalisieren, dass dieser die Primärerde erneut anbringen sollte. Dabei kam er mit seiner Hand in Kontakt mit einem der nun nicht mehr geerdeten Phasenseile der Schlaufe.

Aufgrund der nicht mehr wirksamen Primärerde und daher an der Stromschlaufe anliegenden Induktionsspannung, erlitt der Mitarbeiter durch die Berührung eine Körperdurchströmung.

Sein Arbeitskollege bemerkte dies und zog ihn unmittelbar von der herabgelassenen Schlaufe weg. Beim Wegziehen stieß der Arbeitskollege mit dem Ellenbogen an den Korb der Arbeitsbühne und zog sich eine Prellung zu. Beide Verletzten fuhren eigenständig mit der Arbeitsbühne zu Boden. Die Rettungskette wurde direkt anschließend eingeleitet und die beiden Verletzten ins Krankenhaus gebracht.

5. Benachbarte unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken
An einem Hausanschlusskasten sollte eine neue Anschlussleitung angeklemmt werden. Mit der Montage wurde ein erfahrener Monteur beauftragt. Der Arbeitsort war ein Wohnhaus mit acht Familien. Der Hausanschlusskasten befand sich im Treppenabsatz zum Keller. Der Raum war beengt, der Abstand zwischen dem Anschlusskasten und einem gegenüberstehenden Regal betrug nur 70 Zentimeter.

Zu Beginn seiner Arbeit verhielt sich der Monteur vorschriftsmäßig. Er benutzte die erforderliche Ausrüstung (Gesichtsschutzschirm und NH-Griff mit Stulpe) und entfernte die NH-Sicherungen. Anschließend klemmte der Monteur die alte freigeschaltete Leitung ab - ohne seine Schutzausrüstung, die er zuvor abgelegt hatte. Die unter Spannung stehenden NH-Anschlussklemmen deckte er nicht ab.

Als der Monteur die dritte Phase der neuen Leitung anschloss, berührte der PEN-Leiter der alten Leitung die noch unter Spannung stehenden Teile des NH-Unterteils. Dabei wurde ein Störlichtbogen ausgelöst. Er verursachte beim Monteur schwere Verbrennungen, die er nicht überlebte.

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