PODCAST "GANZ SICHER"

Folge 20: Vier-Tage-Woche: Zwischen Chance und Risiko

Die Debatte um die Vier-Tage-Woche hat an Fahrt aufgenommen. Immer mehr Unternehmen probieren sie einfach mal aus. Die neue Folge von "Ganz sicher" erklärt, was das für den Arbeitsschutz bedeutet - und warum Betriebe mit dem Arbeitszeitmodell nicht einfach loslegen, sondern gut planen sollten.

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen sich mehr Freizeit, wollen neben der Arbeit noch Zeit und Energie für andere Dinge haben. Für Familie, Hobbys oder Ehrenamt.

Dazu kommt der Fachkräftemangel: Im Wettbewerb um junge Talente und gestandene Fachkräfte haben Betriebe die Nase vorn, wenn sie auf die veränderten Ansprüche reagieren. Und so bieten mittlerweile immer mehr Unternehmen Arbeitszeitmodelle an, bei denen die Arbeitswoche nicht mehr fünf, sondern vier Tage hat. Darunter sind auch viele Handwerksunternehmen.

Aber was bedeutet das für den Arbeitsschutz? Wie lässt sich eine Vier-Tage-Woche so gestalten, dass keine überlangen Arbeitstage entstehen oder vor lauter Stress von Montag bis Donnerstag die Erholung flöten geht? Darum geht es in dieser Folge von "Ganz sicher".

Auf anderen Kanälen hören: "Ganz sicher" bei Spotify, Soundcloud, Deezer, Google Podcasts und Apple Podcasts.

Die Gäste:

Dr. Nils Backhaus ist Leiter des Projekts "Arbeitszeitberichterstattung für Deutschland" bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Er warnt davor, dass sich Arbeitsunfälle nach der achten Arbeitsstunde erwiesenermaßen mehren - sagt aber auch: Richtig umgesetzt, kann die Vier-Tage-Woche durchaus zur Gesundheit von Beschäftigten beitragen.

Kai Rosenberg ist Geschäftsführer von Dörflinger Elektrotechnik aus Kelkheim im Taunus. Er hat Anfang 2023 die Vier-Tage-Woche in seinem Betrieb eingeführt, die 37 Arbeitsstunden der meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind jetzt auf Montag bis Donnerstag verteilt. Rosenberg sagt: Das neue Modell wird bleiben - denn es hat allen Vorteile gebracht.

Das Thema:

Statement von Jella Heptner, Arbeitspsychologin bei der BG ETEM:

"Eine Vier-Tage-Woche bei verringerter Wochenstundenzahl kann positive Effekte haben. Das Abschalten von der Arbeit fällt an einem langen Wochenende leichter. Somit sind wir erholter und auch leistungsfähiger, wenn wir in die neue Arbeitswoche starten.

Es braucht natürlich gute Absprachen im Betrieb: Zum Beispiel geht es darum, eine reibungslose Kommunikation sicherzustellen, wenn die einen den Montag frei haben und die anderen den Freitag. Und es müssen bisherige Abläufe überprüft werden, um eine gleichbleibende Produktivität bei verringerter Arbeitszeit zu gewährleisten. Eine komprimierte 40 Stunden-Woche auf vier Tage ist mit Blick auf Gesundheit und Sicherheit nicht anzuraten. Sie lässt auch wenig Flexibilität, die wir für eine gelungene Work-Life-Balance brauchen. Wann sollen die Arbeitsstunden nachgeholt werden, wenn ein Arztbesuch ansteht oder das Kind früher aus der Kita abgeholt werden muss? Der Arbeitstag darf laut Arbeitszeitgesetz nicht länger als zehn Stunden sein.

Ob nun Vier- oder Fünf-Tage-Woche: Was zählt, ist, dass die Arbeit gut gestaltet ist. Gut gestaltete Arbeit macht leistungsfähig, lässt uns uns gut erholen und gerne zur Arbeit gehen. Und uns somit vielleicht ein bisschen gelassener auf die Debatte um die Vier-Tage-Woche blicken."

Zum Weiterlesen: Baua: Aktuell Ausgabe 1/2023 - Schwerpunkt Arbeitszeitberichterstattung

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