Sicheres Radfahren - Tipps zu Ausrüstung, Sichtbarkeit, Beladung

Radfahren ist im Kommen. Viele nutzen das Fahrrad nicht nur in der Freizeit, sondern auch für den Weg zur Arbeit. Besondere Gefährdungen ergeben sich im Herbst und Winter, wenn die Sichtverhältnisse schlechter sind. Davon sind besonders diejenigen betroffen, die auf das Fahrrad als Transportmittel angewiesen sind. Dies gilt für Mitarbeiter, die den Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad zurücklegen. Im Bereich der BG ETEM sind auch die vielen Zeitungszusteller, die in den frühen Morgenstunden unterwegs sind, betroffen.

Die dabei auftretenden Gefährdungen, die für Unfälle ausschlaggebend sein können, sind bekannt:

  • Kälte, Regen, Nebel, Dunkelheit
  • Schlechte Sicht
  • Angefahren werden
  • Schnee, Eis, nasses Laub
  • Ausrutschen, Stürzen
  • Belästigung, Überfall, Hundebiss

Fahrrad-Unfälle haben oftmals schwere Folgen für die Verletzten. Hinzu kommen die Ausfallzeiten am Arbeitsplatz.

Einige Unternehmen haben die Initiative ergriffen und bemühen sich seit längerem um wirkungsvolle und praxisgerechte Möglichkeiten zur Verbesserung der Sicherheit. Die BG ETEM hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) die Anstrengungen koordiniert, moderiert und durch eigene Beiträge gefördert, so dass viele Betriebe von diesen Erkenntnissen profitieren.

Aus der Unfallstatistik
Im Jahr 2015 hat die Zahl aller in Deutschland verunglückten Radfahrer gegenüber dem Vorjahr wieder zugenommen: 77.793 Fahrradbenutzer erlitten einen Unfall. 383 Fahrradbenutzer wurden getötet und 16.019 schwer verletzt.

Die Zahlen lassen nur begrenzt Rückschlüsse auf die Unfallursachen zu. Eine mögliche Ursache speziell für Unfälle mit PKW-Beteiligung kennt vermutlich jeder aus der täglichen Praxis: Aufgrund der schmalen Silhouette werden Radfahrer oft sehr spät oder überhaupt nicht erkannt. Kritisch wird dies z. B. bei Dunkelheit, Regen und Nebel. Dann wird es besonders wichtig, selbst gut zu sehen und von anderen gut gesehen zu werden.

Hintergrund - Sehen im Dunkeln
Man muss sich immer wieder darüber bewusst werden: die Sehschärfe bei Dämmerung oder Dunkelheit ist deutlich eingeschränkt, die Leistungsfähigkeit unserer Augen wird mit abnehmender Helligkeit geringer. Das hängt mit dem Sehvorgang zusammen. Am Sehvorgang sind zwei verschiedene Arten von Lichtsinneszellen beteiligt: Zapfen und Stäbchen. Zapfen ermöglichen, dass wir bei Helligkeit scharf sehen und Farben wahrnehmen können. Die Zapfen, die für das Scharfsehen verantwortlich sind, benötigen eine Mindesthelligkeit. Diese ist bereits bei Dämmerung nicht mehr gegeben. Mit den Stäbchen können wir nur hell und dunkel unterscheiden. Hinzu kommt, dass bei geringer Helligkeit die Pupillen weit geöffnet sind, um möglichst viel Licht ins Auge zu lassen. Durch die weit geöffneten Pupillen wird nach den optischen Gesetzen der Bereich kleiner, in dem man scharf sieht.

Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit bei schlechter Sicht: Was können Vorgesetzte tun?
Vorgesetzte müssen, sofern Mitarbeiter nachts für den Betrieb unterwegs sind, in Informationsgesprächen oder Unterweisungen auf die speziellen Gefahren bei Dunkelheit aufmerksam machen, die Hintergründe erklären und Hinweise für Abhilfen geben.

Maßnahmen zur Sicherheit bei schlechter Sicht: Was kann jeder einzelne tun?

  • Radwege benutzen
    Es ist vor allem notwendig, vorhandene Radwege zu nutzen. Auf dem Radweg sollte man aber immer mit Fußgängern rechnen. Ist der Radweg vom PKW-Verkehr nicht deutlich abgetrennt, muss man mit parkenden Pkws rechnen, die gerade bei Dämmerung oder Dunkelheit schlecht erkennbar sein können.
  • Helm tragen
    Kommt es zu einem Unfall mit dem Fahrrad, ist der Kopf besonders gefährdet. Bei Fahrradunfällen mit tödlichem Ausgang sind Kopfverletzungen häufig die Todesursache - das zeigen statistische Auswertungen. Der Schutz des Kopfes ist deshalb besonders wichtig. Fahrrad-Schutzhelme dämpfen Stöße und verteilen die Kräfte auf eine größere Fläche. Dies ist zwar kein 100%iger Schutz, kann aber die Unfallfolgen zumindest bei Kopfverletzungen erheblich mindern. Das Tragen eines Schutzhelms sollte daher für jeden Radfahrer selbstverständlich sein.

    Sehen Sie dazu unser Video "RiskBuster Kopfschutz beim Radfahren"
    Weitere Videolinks finden Sie am Ende dieses Artikels.

    Die Modellpalette bei Helmen ist groß, beim Kauf sollte man auf das GS-Zeichen achten. G
    rundsätzlich sollen Helme eine dicke Hartschaumschale haben, die von einer Folie oder harten Schale überzogen ist. Ideal sind helle Farben mit reflektierendem Dekor. Beim Helmkauf muss auf Passform und Tragekomfort geachtet werden. Lieber einen etwas zu großen Helm wählen, bei dem die Größe mit einem Schaumgummikissen oder im Winter mit einer wärmenden Mütze angepasst werden kann. Der Kinnriemen muss gut angepasst und stets geschlossen sein, damit der Helm bei einem Sturz nicht verrutscht oder sogar wegfliegt. Fahrrad-Schutzhelme sollten nach etwa fünf bis acht Jahren sowie nach einem Sturz erneuert werden.
  • Sich sichtbar machen, geeignete Ausrüstung für Fahrrad und Fahrer benutzen. 
    Radfahrer werden wegen ihrer schmalen Silhouette oft erst spät oder überhaupt nicht erkannt. Dies ist häufig Mitursache von Radfahrerunfällen. 

Ausrüstung des Fahrrads
Jedes Fahrrad muss den Vorschriften der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) entsprechen. In der StVZO ist u. a. geregelt, welche Beleuchtungseinrichtungen am Fahrrad vorhanden sein und wie diese beschaffen sein müssen.

Mit dem Wegfall der "Dynamopflicht" im Jahr 2013 ist die Energieversorgung der Fahrradbeleuchtung nun auch über Batterie- und Akkustrom erlaubt (Nennspannung der Batterie 6 V). Batterie- und Akkubeleuchtung haben den Vorteil, dass sie keinen zusätzlichen Fahrwiderstand mit sich bringen und auch bei schlechtem Wetter zuverlässig funktionieren.

Über die Forderung der StVZO hinaus gibt es aber zahlreiche zusätzliche Möglichkeiten, das Fahrradfahren sicherer zu machen.

Leuchten mit Standlichtfunktion sind besonders empfehlenswert, weil sie ohne Batterie oder Akku auskommen und bei Fahrtunterbrechungen mehrere Minuten - bei Rückleuchten bis zu
30 Minuten - genau so hell leuchten, wie während der Fahrt. Die dazu erforderliche Energie liefert ein Kondensator, der während der Fahrt aufgeladen wird.

Speichenreflektoren sollten eine Arretierung haben, damit sie sich nicht von den Speichen lösen können. Häufig haben neue Reifen reflektierende Flanken – zum Einsatz kommen auch rundumlaufende Reflexionsstreifen zum Einklemmen in die Speichen, Stäbchenreflektoren für die Speiche und reflektierende Felgen. Werden Fahrradtaschen am Rad montiert, kann man die großen Seitenflächen und Rückseiten der Fahrradtaschen nutzen, um Reflektoren anzubringen. 
Beim Kauf von Gepäcktaschen sollte darauf geachtet werden, dass reflektierendes Material in die Gepäcktaschen eingearbeitet ist.

Ausrüstung des Fahrers
Wer bei schlechter Sicht mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte grundsätzlich helle Kleidung tragen. Um auf sich aufmerksam zu machen, sind reflektierende Gürtel, reflektierende Armbinden und reflektierende Regenschutzkleidung zu empfehlen. Warnwesten sind ebenfalls geeignet. Die reflektierenden Armbinden werden am besten am Oberarm getragen. Die reflektierenden Elemente sind auch dann sinnvoll, wenn man zu Fuß unterwegs ist.

Es kommt leider gelegentlich vor, dass Radfahrer belästigt oder gar angegriffen werden. In solchen Situationen hat es sich bewährt, durch Alarmgeräte, wie z. B. Pfeifen, Passanten auf sich aufmerksam zu machen und den Angreifer möglicherweise zu verunsichern. Die Schrecksekunde bietet die Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen.

Wenn mit Schnee und Eis zu rechnen ist, sollte man Gleitschutz (z. B. Schuhspikes) griffbereit haben. Diese können über jedem Schuh getragen werden und kommen auch für Radfahrer spätestens dann zum Einsatz, wenn man wegen Eisglätte das Fahrrad schieben oder zu Hause lassen muss.

Tipps für das richtige Beladen
Beim Beladen des Fahrrades ist auf die richtige Gewichtsverteilung zu achten. Speziell beim Transport von schweren Lasten sollte langsam gefahren werden, da die Fahrstabilität sehr gering ist. Der Lastschwerpunkt soll möglichst niedrig sein und die Last gleichmäßig verteilt werden. Die Hauptlast soll in Gepäcktaschen am Hinterrad verteilt werden. Lenkertaschen und vordere Taschen dürfen nur mit geringen Gewichten beladen werden, da sonst die Lenkeigenschaften des Fahrrads erheblich beeinträchtigt werden. Das Anhängen größerer Taschen am Lenker sollte wegen der Unfallgefahr grundsätzlich unterbleiben.

Standsicherheit beim Abstellen
Speziell schwer beladene Fahrräder können beim Abstellen leicht kippen. Kippt das Fahrrad, wird man instinktiv versuchen es abzufangen, um eine Beschädigung des Transportguts zu vermeiden. Dabei besteht große Verletzungsgefahr. Zum sicheren Abstellen von Fahrrädern eignen sich Mittelständer, die über den Fachhandel zu beziehen sind.

Fahrrad an die Körpergröße anpassen
Jedes Fahrrad muss auf die Körpergröße des Nutzers abgestimmt sein. Auch die Sitzposition bzw. der Lenker-Vorbau müssen korrekt eingestellt sein. Dies ist besonders in brenzligen Situationen wichtig, wenn man plötzlich bremsen oder rasch beschleunigen muss. Die Sitzhöhe ist dann richtig, wenn die Ferse des ausgestreckten Beins im Sitzen auf dem unteren Pedal aufliegt. Ein zu hoch eingestellter Sitz birgt Risiken beim Anhalten, weil man im Sitzen den Boden nicht erreicht.

Die Länge des Lenker-Vorbaus ist dann richtig, wenn zwischen Sattelnase und Lenkerrohr der Unterarm vom Ellenbogen bis zu den ausgestreckten Fingerspitzen passt.

Beim Fahren selbst sollte der Oberkörper um 45° nach vorn geneigt sein: die Wirbelsäule wird nicht unnatürlich gekrümmt und die Bandscheiben müssen nicht jeden Stoß von Fahrbahnunebenheiten voll auffangen.

Tipps für Zeitungszusteller zum Be- und Entladen des Rades
Zu beachten ist, dass handelsübliche Fahrräder in der Regel nicht für das tägliche Transportieren schwerer Lasten ausgelegt sind. Für das regelmäßige Transportieren von Lasten in der Größenordnung ab 50 kg gibt es spezielle Lastenfahrräder, die für höhere Belastung ausgelegt sind. Auch für Lastenfahrräder gelten die Tipps für das richtige Beladen. 

Natürlich ist beim Zustellen von Zeitungen auch auf gleichmäßiges Entladen zu achten. Sind vordere Gepäcktaschen vorhanden, sollten diese zuerst auf beiden Seiten gleichmäßig entladen werden.

Die Berufsgenossenschaft bietet ein Seminar "Arbeits- und Gesundheitsschutz bei der Zeitungszustellung" an, das sich an Vorgesetzte richtet. Nähere Informationen zu den Seminaren erhält man in der Seminardatenbank der BG ETEM

Ansprechpartner:

BG ETEM Fachgebiet Mechanische und Physikalische Gefährdung
Gustav-Heinemann-Ufer 130 
50968 Köln
Tel. 0221 / 3778-0
www.bgetem.de

Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR)
Auguststr. 29
53229 Bonn
Tel. 02 28 / 4 00 01 – 0
www.dvr.de

Deutsche Verkehrswacht e.V.
Budapester Str. 31
10787 Berlin
Tel. 030 / 5 16 51 05 – 0
www.deutsche-verkehrswacht.de

ADAC - Zentrale München
Hansastraße 19 
80686 München 
Tel. 0 89 / 76 76 - 0
www.adac.de

ACE - Auto Club Europa e.V.
Schmidener Str. 227
70374 Stuttgart
Tel. 07 11 / 53 03 - 0
www.ace-online.de

ADFC e.V.
Bahnhofsplatz 14 a
28195 Bremen
Tel. 04 21 / 5 17 78 82 - 0
www.adfc.de

Rad- und Kraftfahrerbund
Solidarität Deutschland e.V.
Fritz-Remy-Str. 19
63071 Offenbach am Main
Tel. 0 69 / 85 20 93
www.die-soli.de

Bruderhilfe Sachversicherung AG
im Raum der Kirchen
Kölnische Str. 108-112
34119 Kassel
Telefon 0800 / 2 15 34 56
www.vrk.de

Bundesanstalt für Straßenwesen
Brüderstraße 53
51427 Bergisch Gladbach
Telefon: 02204 / 43-0
www.bast.de

VCD Verkehrsclub Deutschland e.V.
Wallstr 58
10179 Berlin 
Tel. 030 / 28 03 51−0
www.vcd.org

ZIV, Zweirad-Industrieverband e.V. 
Zweirad-Industrie-Verband e.V.
Königsteiner Straße 20a
65812 Bad Soden a. Ts.
Tel : 06196 / 50 77 - 0
www.ziv-zweirad.de

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Aktualität und Vollständigkeit.

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